Trotzdem: Schwarze Antifa macht mir schlechte Laune, wenn ich die Leute nur sehe. Klangschalen finde ich bestenfalls zum Kichern, »Omas gegen Links« würde ich gern mal sehen, und Fridays for Future kleben sich inzwischen überall mit dran. Auf einmal sitzt man mit Figuren wie Frau Bosetti, Tilo Jung oder Frau Chebli in einem Boot, und auf dem Podium vor dem Reichstag hält Luisa Neubauer schon wieder eine Rede. Das mag für den Moment in Ordnung sein, weil unvermeidlich, aber im Ernst: Befremdlich finde ich es schon. Wie lange kann das so gehen? Könnte man bei diesen Demos nicht lieber schweigen? Schweigen wie ein deutscher Wald, der einfach still und fest dasteht und nicht weicht. Wie eine Mahnwache. Denn darum geht es doch.
Später tritt jemand von einer türkischen Gemeinde aufs Podium und erklärt, dass der Grund für den Aufstieg der AfD die ungleiche Einkommensverteilung sei und man deshalb etwas dagegen tun müsse, nie wieder sei doch jetzt. Mit Verlaub, das sehe ich wirklich anders, was für ein altlinker Quark.
Er will irgendwie gegen die AfD sein aber müssen die anderen die gegen die AfD sind denn so nervig sein und auch noch andere Meinungen haben als er? Ist es etwa unangenehm, wenn die Menschen die den Kampf gegen den Faschismus aktiv führen und deutlich persönlicher erleben auch noch die Frechheit besitzen zu sagen was ihrer Meinung nach die Ursachen sind?
Damit wir uns richtig verstehen: Weder möchte ich wie die desinteressierte Vorstadt-Mittelklasse klingen noch wie der konservative Snob, der auf die Leute herabschaut, die sich nach Kräften mühen. Die kleinen und großen Demonstrationen im Land sind eine gute Nachricht, so viel steht fest für mich. Den Leuten gehen die Augen auf, was die AfD alles täte, wenn sie nur könnte, wie sie will. Es wurde Zeit. Es wirkt.
Können die Demos nicht von CDU und FDP geprägt sein? :( Dann würde sich der kleine Nikolaus nicht ganz so dreckig fühlen wenn er da nochmal hingehen will :(
Edit:
Mir ist wirklich unklar wie Leute in anderen politischen Spektren das machen aber wie kann man sich denn so darüber wundern/ärgern, dass auf einer Bühne auch mal was gesagt wird was einem nicht gefällt?
Feiner Post. Naja, Bild halt.
Das ist doch normal. Auch im linken Spektrum sind die Leute oft recht pingelig, mit wem sie sich gemein machen. Da hat FFF z.B. schon 'ne Band ausgeladen, weil die die falsche Kombination aus Frisur und Hautfarbe hatten.
Die Leute haben eben Angst, etwas zu unterstützen, was sie schlecht finden. Und sie haben Angst, für etwas gehalten zu werden, was sie nicht sind. Wenn also auf der Bühne Sachen dargestellt werden, mit denen du nichts zu tun haben willst, ist das ein Konflikt.
Auf der anderen Seite steht natürlich das hehre Anliegen, das große Ziel vor Augen zu haben und (sich) nicht in kleinen Grabenkämpfen zu verlieren. Und wiederum eine Angst, die gemeinsame Energie könne von einer radikalen Minderheit gekapert werden.
Ich denke, es geht in beide Richtungen: Als Teilnehmer einer Großveranstaltung muss ich mir im klaren sein, dass manches von meiner Komfortzone abweicht, teilweise deutlich. Als Veranstalter und Redner habe ich aber ebenso die Pflicht, meine nicht von der anwesenden Allgemeinheit geteilten Interessen der gemeinsamen Sache unterzuordnen. Es gibt einen Konsens, wegen dem sind alle da. Darum zu rangeln, wer wie weit davon abweichen darf, tut niemand gut.
Andererseits argwöhnen alle Seiten, dass die anderen genau das täten, und spüren dadurch den Druck, der Veranstaltung selbst ihr individuelles Profil aufzudrücken, quasi defensiv. Ist halt ein Kampf ums Narrativ, wer hat die Deutungshoheit.
Danke für den guten Kommentar! Hat mich auf jeden Fall zum denken gebracht.
Das stimmt, das hat aber auch viel Kritik ausgelöst. Und FFF ist halt auch nur ein Teil der linken Szene mit insbesondere jungen Leuten die vielleicht mal etwas vorschnell und übers Ziel hinaus schießen. Tatsächlich sind sie aber ein ziemlich großer Teil der aktiven Szene wenn es um massentaugliche Versnatltungen geht. Ich hab aber das Gefühl, dass da ein Lernprozess stattgefunden hat.
Das sind auf jeden Fall Probleme die diese Bewegung im Auge haben muss. Sie muss weiter offen und nahbar für den "normalen" Bürger bleiben. Einen linken Drall wird das ganze wohl immer haben, es darf aber nicht der Eindruck entstehen, dass die Orga der Bewegung die Massen für andere Zwecke/Themen misbrauchen will.
Im Prinzip hast du natürlich recht. Ich finde, dass das für diese Demos besonders schwierig umzusetzen ist, und dass es trotzdem ziemlich gut gelingt, weswegen ich die Kritik Blomes daran so blöd finde.
Was es so schwierig macht: Es gibt leider nur den Konsens "Rechts(extremismus) bekämpfen" es gibt also nur eine sehr sehr kleine Schnittmenge auf die sich alle aufrufenden Organisationen einigen können. Über das wie und die Gründe für Verbreitung von Rechtsextremismus gibt es Definitiv keinen Konsens. Da wird viel schwarzer Peter hin und her geschoben.
1.1. Es gibt daher nur eine begrenzte Anzahl Reden die man sinnvoll dazu halten kann wenn man sich nur im Minimalkonsens bewegen will, und alle davon zeigen zwar das aktuelle Leiden marginalisierter Gruppen und/oder wie sich Rechtsextremismus auf sie auswirken würde. Das sind wichtige Reden und wichtige Perspektiven die auch stattfinden sollten. Ich finde aber auch, dass dem ein gewissen konstruktiver Charakter fehlt. Ja wir alle wollen das verhindern, aber dafür müssen wir das "wie" klären und für das "wie" müssen wir das "woher kommt das" klären.
Warum ich meine dass es trotzdem relativ gut funktioniert hat: Explizit angeführt hat Blome nichts besonders radikales was auf der Bühne stattfand. Er beschwert sich darüber, dass jemand den Leuten sagt: "dass der Grund für den Aufstieg der AfD die ungleiche Einkommensverteilung sei und man deshalb etwas dagegen tun müsse". Das ist nun wirklich keine Nischenmeinung. Ich war nicht in Berlin sondern in Karlsruhe auf der Demo, da wären mir auch keine besonders radikalen Thesen aufgefallen.
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Ich finde, dass auch und gerade auf einer Demo bei der Menschen anwesend sind die sonst wenige Berührungspunkte mit dem Thema haben die verschiedenen (zumindest halbwegs relevanten) Gruppen ihre Sicht der Dinge darstellen können sollten. Kann ja dann jeder Demoteilnehmer selber entscheiden ob er das gesagte für plausibel hält. Wie so oft liegt die Wahrheit ja wahrscheinlich wieder irgendwo zwischen den ganzen Positionen. Gerade wenn sich die verschiedenen Redner widersprechen wird, finde ich, effektiv der übermäßigen Einflussnahme durch Vertreter von Partikularinteressen entgegen gewirkt.
Ich finde gerade diese großen Demos sind eine wichtige Chance den Menschen Denkanstöße zu geben.