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Mit Ein-Euro-Häusern gegen die Landflucht (Italien)
(www.tagesschau.de)
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Als ein geborenes Landei finde ich die Idee auf den ersten Blick sehr gut. Auf der anderen Seite frage ich mich immer wieder, wenn ich durch das Hinterland fahre: Muss wirklich jedes kleine Kaff erhalten werden?
Natürlich erwarte ich nicht, dass jeder in eine Großstadt zieht (will ich auch nicht). Aber wenn sich nicht mal mehr ein lokaler Bäcker halten kann, dann muss man sich meiner Meinung nach schon fragen, ob der Standort noch zu halten ist. Es hängt ja auch einiges an Kosten für die Allgemeinheit daran: Kanalisation, Stromversorgung, Müllentsorgung, etc. muss alles auch in den letzten Winkel gebracht werden.
Was soll denn mit den Leuten passieren, die in diesen Dörfern arbeiten? Klar es sind meistens „nur“ Bauern. Aber die kannst Du ja nicht in die nächstgelegene Stadt umsiedeln. Also mit dem Hof und allem. Bei uns hier im 800 Einwohnerdorf (ohne Bäcker) gibt es ca. 7 Bauerngehöfte und ein Reiterhof. Fünf der Bauern (und ihre Familien) bauen Getreide, Raps, Zuckerrüben, etc an; einer züchtet Rinder. Die Abnehmer sitzen alle hier direkt in der Region (Mühlen, Zuckerfabrik, Metzgerei, Wochenmärkte).
Diese 7 Familien wollen nach Feierabend nicht in einem toten Dorf wohnen. Sie sind auch Mitglied im Schützenferein, Fußballverein, Radsportverrein, etc. das würde alles weg fallen, wenn nur noch die Menschen im Dorf wohnen, die da auch direkt arbeiten.
Worauf ich hinaus will: Das kannste halt nicht bringen, einfach Dörfer „zu zu machen“, außer Du nimmst in Kauf, dass auch die landwirtschaftlichen Erzeugnisse nicht mehr aus deiner Region kommen. Und gerade Regionalität wird ja immer häufiger als Lösung anderer Probleme angepriesen.
Edit: Und noch so eine kleine Randnotiz: Fahre mal von z.B. Braunschweig auf der A2 Richtung Berlin. Zwischen Braunschweig und Magdeburg gibt es keine weitere Berufsfeuerwehr. Knapp 100 km Autobahn. Jedes Mal, wenn es auf der A2 dort kracht, sind es die freiwilligen Feuerwehren der umliegenden Dörfer, die bei Unfällen auf den Autobahnen Leben retten oder die Autos zusammen fegen…
In den wenigsten Fällen sind es Landwirte. Die absolute Mehrheit der Leute arbeitet in der Industrie oder dem Dienstleistungssektor. Die Anzahl der Landwirte ist auch stark rückläufig und das, was man eigentlich als Bauern bezeichnet, nämlich Menschen, die von ihren eigenen Erzeugnissen sich und andere über das Jahr hinweg ernähren, gibt es effektiv nicht mehr. Landwirte bauen in der Regel einige wenige Pflanzen an oder betreiben eben Viehzucht. Das reicht bei weitem nicht, um eine Bevölkerung lokal zu ernähren. Es ist ein gewaltiger Irrtum zu glauben, dass nur, weil
ein signifikanter Anteil der lokal konsumierten Erzeugnisse lokal produziert wird. So funktioniert unsere Landwirtschaft heute nicht mehr.
Dann müsste die Landwirtschaft auch regional ausgelegt sein und nicht nur Quadratkilometer an Raps angebaut werden, der dann komplett zu Öl gepresst wird. Das wiederum würde bedeutet, dass Masseneffekte wegfallen, die Produktion teurer wird, etc. etc.. Könnte man machen, wird aber mit den "Bauern"verbänden, die effektiv von der Nahrungsmittelindustrie geführt werden, nie passieren.
Du tust gerade so, als ob ich jede Stadt unter 50 000 Einwohnern dicht machen und die Leute in die nächste Landeshauptstadt verlagern will. Das ist weder mein Plan, noch würde ich das selbst wollen. Bei einem Dorf von 300 Einwohnern mitten in der Pampa, wie im verlinkten Artikel, denke ich jedoch, dass die Frage, ob ein Umsiedeln sinnvoll ist, durchaus gestellt werden kann.
Mir ist vollkommen klar, dass die Landwirte nur einen kleinen Teil ausmachen. Nichts desto trotz sind sie ja hier und leben von ihrer Arbeit. Willst Du ihnen jetzt sagen, dass sie einpacken sollen? Oder sollen sie einfach nur alleine im Dorf weiter wohnen?