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Unser AU-System ist völliger Blödsinn. Eine AU ist immer arbeitplatzspezifisch, und ohne den Arbeitsplatz zu kennen ist eine Beurteilung der Arbeitsfähigkeit schlichtweg nicht möglich. Und da die Kassenärzte nicht in die Betriebe gehen, können sie sich in der Beurteilung der Arbeitsfähigkeit nur auf die Angaben der Patienten verlassen. Nimmt man dazu, dass die Kassenärzte juristisch zwar primär Vermögensverwalter der Krankenkassen, im echten Leben aber auf eine positive und vertrauensvolle Arzt-Patientenbeziehung angewiesen sind und zu den Arbeitgebern keinerlei Beziehung haben, wird schnell klar, dass Kassenärzte in nahezu keinem Fall eine AU verweigern können.
Das niederländische System macht da viel mehr Sinn. Der Arbeitnehmer-Patient meldet sich krank, und wenn irgendjemand der beteiligten Parteien - Arbeitgeber, Krankenkasse, Arzt oder auch der Patient selber - Zweifel an der Arbeitsfähigkeit bekommt, wird der Betriebsarzt beauftragt, die AU zu überprüfen. Wobei deren Betriebsarzt, wenn ich das richtig verstanden habe, unabhängiger als unser Betriebsarzt ist und auch die Aufgaben unseres Medizinischen Dienstes mit übernimmt. Bin mir da aber nicht sicher.
Willst du mir erklären wie man für nur manche Arbeisplätze krank sein kann, aber für andere Berufe arbeiten kann? Wenn ich kotzend über der Schüssel hänge, kann ich weder in meinem Schreibtischberuf noch als Dachdecker arbeiten. Mit einer Grippe brauche ich weder im Altenheim stehen, noch in jedes Brötchen niesen.
Ja, gerne.
Kloschüsselkotzerei und echte Grippe hindern einen in der Tat an allen Arbeiten.
In vielen anderen Fällen ist der Übergang von arbetsfähig zu ~unfähig aber fließend. Ein paar Beispiele:
Bei eine Schnittwunde am Finger kann ich jeden Bürojob machen, handwerkliche Tätigkeiten in der Regel nicht. Ok – das war vor 30 Jahren mein Paradebeispiel wegen der Rohrfabrik im Nachbarort, bei der heutigen Digitalisierung kann ich einen Bürojob mit Fingerschnittwunde tatsächlich je nach Lage der Wunde und Tippanteil auch nicht mehr machen.
Mit einer nicht-fieberhaften Erkältung oder unkomplizierter Bronchitis kann ich viele Bürojobs machen, bei Nachtschichten, Arbeiten in Kälte oder schwerer körperliche Arbeit steigt das Risiko für Komplikationen massiv. Arbeiten mit Staubexposition und Masken oder Atemschutz gehen such nicht gut.
Arbeit an schnellaufenden Maschinen oder im Straßenverkehr geht nicht bei Erkrankungen, die die Konzentration mindern, wie z.B.Schlafstörungen, Nasennebenhöhlenentzündungen oder Depression, viele andere Arbeiten gehen bei leicht- bis mittelgradiger Ausprägungen durchaus noch.
Mit einem gebrochenen Bein kann ich keine Arbeiten, die mit Laufen verbunden sind, ausführen, prinzipiell sind Schreibtischtätigkeiten aber oft möglich, falls der Weg zur Arbeit zurückgelegt und der Fuß hochgelegt werden kann.
Bei Erkrankung durch Mobbing kann ich nicht mit dem mobbenden Mitarbeiter, meist auch nicht in dem Betrieb in dem das Mobbing stattfindet, arbeiten, anderswo schon.
Bei den meisten orthopädischen Erkrankungen ist die Arbeitsfähigkeit für körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten stärker eingeschränkt als für eher geistig ausgerichtete Tätigkeiten.
Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, meine mich aber zu erinnern, dass Chirurgen mit infektiöser Hepatitis B auch zumindest für den OP arbeitsunfähig sind. Kann sein dass ich mich da irre. Während Corona waren jedenfalls symptomfreie Coronainfizierte au für medizinische Berufe, in anderen durften sie je nach tatsächlicher Leistungsfähigkeit arbeiten.
Bei remittierten rezidivierenden Depressionen besteht AU für Nachtarbeit und Arbeiten mit erhöhtem Stressniveau. Bei remittierten rezidivierenden Psychosen für Nachtarbeit, erhöhtem Stressniveau und Klasse C oder D Kraftfahrzeugführung. Andere Arbeiten sind je nach Restsymptomatik und Leistungsfähigkeit möglich.
Bei einer nicht-fieberhaften Blasenentzündung kann ich bei freiem Zugang zur Toilette arbeiten, bei eingeschränktem Zugang nicht. Wie bei Erkältungen sind Nachtarbeit und Kälteexposition auch hier abträglich.
Du zählst Beispiele auf, bei denen man wirklich bei jedem Arbeitsplatz arbeitsunfähig ist, aber es gibt andere Beispiele, wo es nicht so ist: jemand mit einer Knieverletzung kann einen Bürojob evtl. noch ausüben, aber nicht auf einer Baustelle oder als Kellner arbeiten.
In beiden Fällen sollte er das Knie schonen und nicht den Weg zur Arbeit auf sich nehmen müssen. Auch den ganzen Tag zu sitzen kan nda schlecht sein. Am Ende ist eine AU eine Zeit in der man sich erholen soll. Das heißt nicht, dass man im Bett liegen muss (man kann ja auch wegen mentaler Gesundheit ne AU bekommen)
Fußkranke könnten sitzende Tätigkeiten ausüben zum Beispiel.