66
you are viewing a single comment's thread
view the rest of the comments
view the rest of the comments
this post was submitted on 24 Sep 2023
66 points (100.0% liked)
Frag Feddit
3704 readers
1 users here now
Wolltest du Der Leere™ schon immer einmal Fragen stellen? Tue dies hier.
founded 3 years ago
MODERATORS
Warum nennen wir dieses historische Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert eigentlich immer noch Demokratie? Jaja, habs bewusst überspitzt formuliert, aber überlegt mal:
In DE darf man alle 4 Jahre Vertretys wählen, die dann untereinander das Kanzly ausmarchen und zusammen bestimmen sie dann für die nächsten 4 Jahre alles relevante. Dabei sind wir längst nicht mehr darauf angewiesen, dass jemand für uns einen beschwerlichen Siebentageritt auf sich nimmt und in unserem Sinne die Geschicke leiten. Warum können wir uns nicht alle selber via diesem neuartigen Internetz in Sachfragen die uns interessieren direkt und demokratisch legitimiert einbringen? Das könnte fünktionieren wie ein Forum das möglichst breit gefächert moderiert wird und gegen Missbrauch bestmöglich geschützt ist. Am besten noch bottom-up unterteilt in eine kommunale, eine Landes- eine Staats- eine kontinentale und eine internationale Ebene. Also im Grunde: Lemmy an die Macht, lol.
Mir ist klar, dass das sehr utopisch daherkommen mag und es noch viele Hürden zu überwinden gäbe. Aber es ist heute ja offensichtlich, dass das überpolitische, auf einige wenige Alphatiere ausgelegte Demokratiekonstrukt mit den Anforderungen unserer Zeit komplett überfordert ist. Warum nutzen wir nicht die Möglichkeiten die wir haben? Ich bezweifle stark, dass z.B. die Klimakrise von ein paar älteren Herren im Alleingang wegreguliert werden kann.
Am Beispiel des Forums könnte man jetzt sagen: ja gut, 4chan bewegt da einiges, wenn sie nur wollen.... aber die trollen halt nur.
Lass mich das anders ausdrücken: ich glaube, dass es total schwierig wäre, mit so einer direkten Demokratie (das ist es ja am Ende, was du da vorschlägst) einerseits überhaupt eine konsistente langfristige Agenda zu verabschieden und zu halten, und andererseits finde ich dieses "irgendwie absichern" extrem schwierig, da man da einfach die Probleme auf den Techniklayer schiebt und nicht behebt.
Desweiteren haben Moderatorenrollen in Foren ein riesiges Potential für Machtmissbrauch, siehe Reddit. Ich schätze den Gedanken sehr, aber ich persönlich glaube nicht, dass diese Utopie irgendwas bringt. Ich glaube viel mehr, dass man damit noch mehr Stillstand und Korruption erreichen würde als wir eh schon haben. Vieles davon kommt ja vom föderalen Konstrukt und so schön das auch in der Theorie und Ideologie sein mag, in der Realität wird dadurch nichts einfacher oder schneller.
Das ist insbesondere heute ein Problem. Ich denke aber nicht, dass das mit so einer ultradirekten Demokratie schlimmer wird, da man ja eine weitaus grössere Masse bewegen muss. Dementsprechend wichtig ist der gesellschaftliche Konsens. Zudem ist die Fülle an Entscheidungen derart enorm, dass sich einzelne eher nur noch dort einbringen wo es ihnen auch wirklich wichtig ist. Bzw. Wo es sie etwas angeht.
Ich bin hier leider nicht vom Fach und kann daher leider nicht viel dazu beitragen. Es ist mir aber klar, dass so ein digitales System einige Schwachstellen mit sich bringt. Es muss z.B. sichergestellt werden, dass alle natürlichen Personen genau eine Stimme erhalten. Zudem müsste der Zugang sehr gut abgesichert werden und die Server müssten gegen Hackerangriffe sehr gut geschützt sein. Ich halte all dies jedoch für lösbar. Es wäre ja immerhin Staatsaufgabe, sowas am Leben zu halten.
Ich meinte damit eigentlich eher sowas wie Administration und so eine Art sanfte Moderation. Also Accounts vergeben, aus laufenden Diskussionen Abstimmungen generieren, etc. Missbrauchspotential besteht natürlich trotzdem, das besteht aber auch bei den heutigen Staatsangestellten. Ein Vorteil wäre, dass solche Fälle sehr gut aufzuklären sind, da alles dokumentiert werden kann.
Das sehe ich überhaupt nicht so. Stillstand und Korruption entstehen wenn Macht auf einzelne Personen konzentriert wird. Hier haben wir es mit dem Gegenteil zu tun!
Genau da sehe ich das Problem. Zu viel Kleinteiligkeit lähmt den demokratischen Apparat, weil niemand mehr über die großen Dinge sprechen möchte.
Das hat für mich aber schon eher den Anstrich von regionalen Aristokratien. Ich weiß nicht, ob ich sowas wollte.
Es wäre lösbar, aber ganz sicher nicht perfekt. Wo wird sowas beispielsweise umgesetzt? Welche Ressorts sind daran beteiligt? Wie wird das in die Privatwirtschaft gegeben? Sowas wäre gerade in einem Konzept wie dem von dir vorgeschlagenen, wo es prinzipiell ja nichtmal Ministerien auf Bundesebene gäbe (es sei denn, ich habe das falsch verstanden), gar nicht mal so trivial.
Puh, aber genau das ist für mich schonmal alles andere als sanfte Moderation. Du sagst, dass im Gegensatz zu Anträgen von Fraktionen, über die dann interfraktionell abgestimmt wird, wie jetzt gerade, eine einzelne Person entscheidet, ob irgendeine laufende Diskussion würdig einer Abstimmung ist. Das ist der ultimative Knackpunkt für Korruption und würde den Populisten extrem in die Hände spielen.
Ich frage mich auch, wer hier aufklären sollte? Gibt es dann trotzdem noch einen Bundesrat? Wer sitzt darin?
Dann müssten Planwirtschaften ja wunderbar funktionieren. Tun sie aber nicht. Ich bleibe dabei, dass du mit Populisten ein riesiges Problem in deinem Modell haben würdest. Es wäre lächerlich einfach, Dinge zu blockieren, indem man einfach eine kritische Menge formiert und diese mit Agitation und falschen Fakten zu einem gewünschten Veto formiert. So gern ich das auch glauben möchte, aber ich fürchte, so klappt es einfach nicht.
Aber das Gedankenspiel und die Möglichkeit, hier zu diskutieren, sind phantastisch, allein deshalb schon danke für das Teilen deiner Idee!
Danke für deinen Input. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob du mich richtig verstehst, bzw. verstehen möchtest. Ich halte die Menschen grundsätzlich für mündig genug, ihre eigenen Meinungen zu entwickeln und den demokratischen Diskurs mitzugestalten. Heute haben wir da ein grosses Problem, weil das System sehr intransparent ist und mächtigen Interessensgruppen Tür und Tor zur direkten Einflussnahme öffnet, während die Möglichkeiten der Bevölkerung auf sporadische Wahlen und Abstimmungen beschränkt sind. Ich finde deshalb, wir haben ein gehöriges Demokratiedefizit. Das zeigt sich insbesondere auch am zurzeit grassierenden Populismus: es wird mit einem einzigen Thema Stimmung gemacht, die dann genutzt wird um Macht zu erhalten. In der Praxis geht es dann aber oft ganz andere Themen wo dann gegen die eigene Wählerschaft gehandelt wird (siehe SVP, Schweiz) oder gar keine Lösungen gefunden werden können, insbesondere im klassischen Kernthema Migration (Giorgia Meloni). Diese Problematik würde nicht bestehen, wenn man die Menschen direkt mitbestimmen liesse. Natürlich kann ich als Laie nicht ein detailliertes, komplexes Lösungskonzept im Alleingang liefern, aber ich habe Ideen und andere auch. Zusammen können wir das!
Mein konkreter Vorschlag wäre sowas in der Art: Jemand hat eine Idee und wirft diese mal so im Demokratieforum der entsprechenden Ebene (Gemeinde A, Land X, etc.) in den Raum. Es wird darüber debattiert und über ein Bewertungssystem (up/downvotes, 5 Sterne, etc.) von der Bevölkerung der jeweiligen Ebene bewertet. Wenn ein Thema genug Zustimmung bzw. Traffic generiert hat, wird eine geschlossene Arbeitsgruppe aus allen interessierten gegründet, allenfalls durch ein Losverfahren kleingehalten und mit Sitzungsentgelt vergütet. Die AG erarbeitet einen Gesetzesentwurf, der noch von einem Gremium geprüft wird und schliesslich wieder der Allgemeinheit im Abstimmungsbereich zur Abstimmung vorgelegt wird. Dort kann wiederum eine Debatte über Sinn und Unsinn geführt werden. Denkbar wäre z.B. auch eine Rollenverteilung: Fachexperty XY, Juristy, Campaigny, Lobby, Presse, Wirtschaft mit separatem Account ohne Abstimmungsberechtigung bzw. für erstere zwei als Eintrittsvoraussetzung fürs Prüfgremium. Für z.B. internationale Verhandlungen könnten jeweils auch Delegationen gewählt werden, welche aus Expertys und Beobachtys (Presse, Wirtschaft, Lobby) bestehen und für die Transparenzpflicht gilt.
Was wäre denn dein Vorschlag?
Dass ich nicht ganz so viel Zuversicht in die Wirkung deines Vorschlags habe, habe ich ja schon denke ich zu genüge verargumentiert, deswegen erlaube mir, mal direkt in den konstruktiven Teil zu gehen.
Ich finde nämlich deinen Ansatz gar nicht übel, würde ihn aber anders einsetzen. Ich würde vorschlagen, dass in besagtem Demokratieforum bestimmte Thematiken vorgeschlagen und hochgevoted werden. Die Top 10 oder so davon werden die Tagespunkte einer anstehenden Bundestagssitzung. Wenn also das Volk unbedingt Thema X geklärt haben will, muss es das immer und immer wieder in den Bundestag voten und kann danach auch vielleicht Parteien spezielle auf ihre Reaktion und den Umgang mit dem Thema bewerten. Letzteres ist nur ein grober Gedanke.
Na also, das ist doch mal ne Ansage. Klingt ganz gut, finde ich. Und das eine schlöss das andere ja noch nicht msl aus: Vielleicht sind wir in 20 Jahren technisch und gesellschaftlich weiter und bereit noch einen Schritt weiterzugehen. Wie bei allen Veränderungen wäre es wohl auch hier besser, wenn sie kontinuierlich geschehen.
Ja, vielleicht kann sich das entwickeln, da stimme ich zu. Aber das wichtigste hier ist mir, dass bestehende Systeme nicht erst abgerissen und durch vermeintlich bessere ungetestete Varianten ersetzt werden sollen, weil es sich vermeintlich nach einer Verbesserung anfühlt. Deswegen schlage ich das ja als Addendum vor, das den bisherigen demokratischen Apparat um ein Instrument erweitert.
Ich arbeite seit zwei Dekaden in der IT und Systeme ersetzen und verbessern ist, was ich täglich mache. Glaub mir: so einen kompletten Tausch möchte man nicht. Man holt sich nur die Bugs und Glitches (AfD und andere Nazis und Demokratiefeinde) ins Haus.
Dein Vorschlag geht davon aus das die Anzahl der eingereichten Ideen überschaubar ist.
Jetzt kann man sich ja leicht eine Gruppe motivierter Trolle vorstellen deren Intension es ist das System zu stören.
Diese Gruppe könnte einen DDoS (Distributed Denial of Service) Angriff auf genau solche Foren fahren. Oder in Trumps Worten "Flood them with shit". D.h. einfach unglaublich viele sinnlose Ideen in besagte Foren zu pumpen, das die guten Ideen untergehen und somit ein defacto Stillstand erzeugt wird.
Und wenn man jetzt wieder Moderatoren ins Spiel bringt (s.o.) gibt es wieder die Möglichkeit auf Machtmissbrauch, und wenn man Algorithmen zum Moderieren nutzt hat man die gleichen Probleme wie einschlägige aSoziale Medien
Der Unterschied ist, dass der Zutritt beschränkt ist. Du müsstest dann halt in mühevoller Kleinstarbeit unter Klarnamen trollen. Aber klar, das ist möglich und auch ein Ding in der heutigen Politik
Das sehe ich zum Teil so aber nicht völlig, aus meiner Sicht gehen die Pflichten einer wahlberechtigten Person noch weiter. Und zwar: Kontrolle genau dieser Prozesse, über Plattformen wie FragDenStaat oder abgeordnetenwatch kann man super Politiker:innen auf den Zahn fühlen.
Und ja Lobbyismus sehe ich auch als ein großes Problem, daher bin ich auf sehr für mehr Transparenz und im weiteren Verlauf Kontrolle. (Transparenzgesetz)
Ist halt dann doof wenn man merkt das so ein Parlament großteils langweilige Wartungsarbeiten an irgendwelchen Regularien vornimmt die niemanden interessieren.
Es wird deutlich mehr regiert als die paar Aufreger die jedes Jahr durchs Dorf getrieben werden.
Noch dazu haben die meisten Leute von fast allen Dingen keine Ahnung. Was weiß ich wie stark die maximale Tönung von Automobilfenstern sein sollte oder welchen Abstand Rauchmelder von Wänden entfernt sein sollten.
Es ergibt absolut keinen Sinn es zufälligen Leuten mit mehr Zeit und Meinung als Ahnung zu erlauben sich da einzumischen.