Matti Friedman hat viele Jahre für die Nachrichtenagentur AP berichtet. Der Journalist kennt die Probleme der Gaza-Berichterstattung aus erster Hand
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Wirklich tragisch aber ist für den Journalisten, dass man den herkömmlichen Medien nicht mehr vertrauen könne, seitdem diese sich, wie Friedman es nennt, von »wahrheitsverpflichteten Institutionen in ideologische Megafone« verwandelt hätten. Denn dafür zahlten nicht nur die Medien selbst einen hohen Preis. Wenn die Trump-Regierung öffentlich-rechtlichen Sendern wie dem National Public Radio (NPR) nun die Mittel streiche, leiden ebenfalls liberale Gesellschaften. Immer öfter würden ihre Bürger deshalb »durch ein bewegtes Meer von Lügen und Propaganda« segeln, völlig losgelöst von jeder objektiven Realität.
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Zudem hatte Friedman in den Jahren zwischen 2006 und 2011 für die amerikanische Associated Press (AP) gearbeitet, eine der größten Nachrichtenagenturen der Welt. Dort konnte er an vorderster Front miterleben, welche Folgen der von ihm beobachtete Wandel von Redakteuren zu politischen Aktivisten hatte.
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Dementsprechend habe Friedman nach Drohungen der Hamas gegen einen Mitarbeiter von AP in Gaza in den Berichten zum Krieg von Ende 2008, Anfang 2009 zahlreiche Fakten streichen müssen. Er habe die Leser explizit nicht darüber informieren dürfen, dass die Terroristen in Zivilkleidung kämpften, um im Falle ihres Todes in der Statistik als Zivilisten zu zählen.
Diese enorm wichtige Tatsache sollte ebenso unerwähnt bleiben wie die Exklusivnachricht eines Kollegen, dass Israels damaliger Premier Ehud Olmert Palästinenserchef Mahmud Abbas ein Friedensangebot gemacht hatte, wobei er in seinen Zugeständnissen über alles hinausging, was bis dahin verhandelt worden war. Eine Zeit lang sei es so weitergegangen, bis er 2011 frustriert kündigte, so der Autor.