Viel spricht dafür, dass drei antisemitische und queerfeindliche Brandanschläge auf das Konto eines Täters gehen. Doch die Serie ist noch größer.
Seit Anfang Januar kommt es in Berlin immer wieder zu rassistischen, antisemitischen und antifeministischen beziehungsweise homophoben Taten, die alle auf denselben Täter – oder dieselbe Tätergruppe – hinweisen. Wie bei dem Brandanschlag am vergangenen Samstag auf die Bücherboxx am Gleis 17 im Grunewald, das an die Deportation von Jüd:innen erinnert, finden sich an den Tatorten Zettel oder Schmierereien ähnlichen Musters mit antisemitischen Vernichtungsfantasien und Geraune von einem Tag X.
Sie alle tragen dieselbe Unterschrift: „Kassandros“, teilweise mit dem Zusatz „Berolinensis“. Nach Recherchen der taz gibt es berlinweit bereits mindestens acht, womöglich sogar mehr Taten, die mutmaßlich zu der Serie gehören.
Ein erster Zettel dieser Art tauchte bereits am 3. Januar am Museum Treptow auf, wie die Register Treptow-Köpenick dokumentiert haben. Gerichtet war dieser an die „Okkupanten“, gemeint sind wohl Nichtdeutsche, denen geraten wird zu „verschwinden“. Dazu die Warnung vor einem dritten Weltkrieg („WK 3) in „43 Monaten“.
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Nicht auszuschließen ist, dass es noch weitere ähnliche Taten gab. So wurde nach taz-Informationen am vergangenen Freitag zwei diffamierende Flugblätter an einer Moschee in der Flughafenstraße entdeckt. Einer Anwohnerin zufolge werden darauf Menschen als „Viehzeug“ bezeichnet. Der Begriff findet sich gleichwohl auf mehreren anderen Zetteln, die der Täter unter seinem Namen verbreitete.
Die Amadeu Antonio Stiftung forderte am Dienstag: „Die Sicherheitsbehörden dürfen die Fälle nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es handelt sich um ideologisch zusammenhängende, politisch motivierte Straftaten.“ Die Anschläge müssten „als Angriffsserie unter Hochdruck aufgeklärt werden“. Dabei sei es egal, wie „obskur“ die Schreiben seien – „am Ende werden aus Worten Taten“.
Berlins Queer-Beauftragter Alfonso Pantisano (SPD) sagte: „Ich bin zutiefst geschockt über das Ausmaß der Gewalt gegen queere Menschen.“ Zugleich vermisse er „einen Aufschrei und die Solidarität in der Zivilgesellschaft“.