Ich denke mal wir werden jetzt häufiger solche Meldungen zu sehen bekommen... Russland kann es sich schlicht nicht leisten, dass sein Kanonenfutter einen günstigeren Ausweg aus dem Fleischwolf findet.
Vor allem wenn es einer macht, der kein Kanonenfutter ist.
Mittlerweile gehe ich davon aus, das Putin das von Anfang an geplant hat. Er hat die frischesten, ohne Erfahrung hingeschickt und tut es immer noch. Das ist sein Mittel, um die Ukraine zu zermürben und es funktioniert wunderbar. Russlands Stärke war schon immer ein bodenloses Kontingent an Kanonenfutter, da geht jeder Feind irgendwann in die Knie.
Wenn ein Pilot ungeschoren davon kommt, sieht das gar nicht gut aus. Keine Armee dieser Welt geht glimpflich mit Desserteuren um. Irgendwann ist jede Menge an Amphetamine und Motivation aus Überzeugung an der Front verbraucht, da hilft nur die Angst vor dem sicheren Tod, um weiter zu Kämpfen.
Keine Armee dieser Welt geht glimpflich mit Desserteuren um.
Wie sagte zu BW Zeiten ein Ausbilder mal zu mir: "Im Krieg muss der Soldat mehr Angst vor dem Spieß als vor dem Feind haben"...
Idealerweise sollte ein Soldat mehr Sorge um das Leben seiner Kameraden haben als um sein eigenes.
Angst vor den eigenen Leuten ist kein guter Motivator.
Das ist durchaus korrekt... nur eine Sichtweise die selbst bei unserer (zumindest "damals", in den ganz frühen 00ern) recht weichgespülten Bundeswehr nicht in jede Ecke vorgedrungen war (kann natürlich auch sein, dass sich in dieser Kaserne damals aussergewöhnlich viel edgy Personal rumgetrieben hat).
Die alte Wehrpflichtigen-Armee war schon eine lustige Truppe.
Bei meinem Onkel wurde die Wehrdienstverweigerung abgelehnt, also hat er sich morgens auf den Exerzierplatz gestellt und auf der Trompete die Sowjetische Nationalhymne gespielt. Als der Spieß gefragt hat was die Scheiße soll meinte er, "wir sind doch hier um zu lernen wie man im Verteidigungsfall am Leben bleibt." Nach ein paar Wochen in der Arrestzelle haben sie ihn dann rausgeschmissen.
Der Deserteur hat sich leider wenig diskret und leichtsinnig verhalten. Er hat von Anfang an öffentlich geprahlt. Das ging so weit durch die Medien, dass Putin das wahrscheinlich persönlich mitbekommen hat.
Wenn man aus Russland desertiert, muss man eben damit rechnen, auf einer Abschussliste zu landen. Putin hält ihn für einen Verräter. Er war nicht der erste und wird wohl auch nicht der letzte sein, der im Ausland stirbt.
Hätte er die Situation ernster genommen und zum Beispiel mit einer neuen Identität seinen Aufenthaltsort komplett geheim gehalten, wäre er heute höchstwahrscheinlich noch am Leben.
Er hatte wohl von der Ukraine das Angebot mit Personenschutz in der Ukraine zu bleiben - was die Ukraine auch als bessere Option fuer seine Sicherheit gesehen hatte.
Ich glaube die Sicherheitsdienste in Russland werden schon in der Lage sein, sowas mitzubekommen und weiterzumelden. So ein Hubschrauber verschwindet ja nicht einfach so.
Und auch die Ukraine hatte ein großes Interesse den Fall öffentlich zu machen, um weitere Überläufer mit Gerät zu motivieren.
Der Krieg tobt auf Hunderten von Kilometern Front mit Millionen von Beteiligten. Ein verschwundener Hubschrauber fällt auf, aber was ist passiert? Abgeschossen, Herzinfarkt, Navigationsfehler, Verräter, elektronischer Angriff. Selbst wenn sich herausstellt, dass der Hubschrauber in der Ukraine gelandet ist, sind die Umstände alles andere als klar.
Hätte der Deserteur das nicht an die große Glocke gehängt, wäre es wahrscheinlich nur in einer Tagesstatistik über die Fuhrparkverluste aufgetaucht.
Selbst wenn die Ukraine das gegen seinen Willen doch medial ausgeschlachtet hätte, hätte er versuchen können, sich da rauszuhalten. Dann wäre unklar gewesen, wer genau was gemacht hat. Der Hubschrauber hatte zum Beispiel noch zwei weitere Insassen, die nach der Landung auf der Flucht erschossen wurden. Je unklarer die Umstände sind, desto geringer ist das Risiko für den Deserteur.
Wenn der Geheimdienst die Ereignisse dennoch rekonstruieren kann, heißt das noch lange nicht, dass er dem Tod geweiht ist. Es wäre eine gute Idee, unterzutauchen. Jede weitere Kommunikation nach Russland ist hochriskant. Mit privater Kommunikation ist es für einen Laien kaum möglich, seinen Aufenthaltsort bei gezielten staatlichen Ermittlungen zu verschleiern.
Maxim Kuzminov hat viele Fehler gemacht, die ihn am Ende das Leben gekostet haben.
Klar, die können merken, dass er verschwunden ist, und sich das zusammenreimen. Aber dann müssen sie ihn erstmal finden. Der kann sich ja quasi überall in Europa verstecken.
Da kommt - wie ja schon von @Besen angemertk - der "Gesichtsverlust" für den russischen Staat dazu. Ein verschwundener Helikopter + Ladung + Besatzung: Ja, das schmerzt, und hätte der Pilot irgendwann wieder einen Fuß in russisch kontrolliertes Gebiet gesetzt wären die Russen mit Sicherheit aktiv geworden, aber eine gezielte Jagd wäre wohl den Aufwand nicht wert gewesen.
Wenn man jedoch quasi als "role model" für Deserteure in den Medien zu sehen ist... nun, DAS lässt die Situation natürlich anders aussehen. Kein Staat (und erst recht kein autoritärer!) lässt sich gerne auf der Nase herum tanzen. Und das ist noch nichtmal ein rein russisches Phänomen, ich gehe jetzt mal offtopic und werfe den Namen Assange in die Runde...
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