32
Bending Spoons, quasi die Entshittifizierungsfirma überhaupt, hat Komoot gekauft :(
(www.businesswire.com)
Alles rund ums Fahrrad.
Technik, Verkehrswesen, Touren, was auch immer.
Warum ist Bending Spoons jetzt genau schlecht?
Soweit ich weiß sind sie privately owned, also KEIN venturce capital. Standort in Mailand, Italien, Europa, also kein Silicon Valley Quatsch. Sie kaufen Produkte auf, die eine gute Idee haben und helfen, dass diese Idee skaliert werden kann, bzw. dass der TechStack aufgeräumt wird. Ja, das führt zu Entlassungen, aber auch, dass die Produkte profitabel werden und von sich selbst leben können. Es gibt einen Podcast mit den Execs von dort, den ich persönlich super fande: https://newsletter.pragmaticengineer.com/p/twisting-the-rules-of-building-software
Wäre es mir lieber wenn die Software in Deutschland bleibt? Ja. Ist mir eine Übernahme durch BendingSpoons lieber als das Sterben der Anwendung oder ein Ausverkauf nach China/USA? JAA.
Der Podcast ist ja sehr viel Selbstbeweihräucherung. Im Kern kann man sich mal anschauen, was die Firma bei bisherigen Übernahmen gemacht hat: Alle bisherigen Mitarbeiter rauswerfen und die Entwicklung zu sich ziehen. Dann haben sie die Monetarisierungsspirale kräftig hochgedreht, kostenlose Dienste gekillt, aber auch die Preise für die zahlenden User hochgedreht, Features gekillt und nochmal die Preise hochgeknallt bei minimaler Weiterentwicklung des Produktes.
Das ist genau das, was im Podcast erwähnt wird. Genau dieses Ding. Die Realität ist aber auch, dass man das halt machen muss, wenn man nicht profitabel ist (was für die meisten der erwähnten Unternehmen der Fall war).
Ich hätte es auch lieber, dass alles gratis und schön bleibt. Aber das ist halt nicht möglich. Als Beispiel im Podcast wurde Evernote erwähnt. Das hat gratis angefangen und schön Nutzer gesammelt, bis zu einem Punkt, wo es nicht mehr zu finanzieren war. Dann wurde es von Bending Spoons gekauft, die haben überflüssige Services mit eigenen Microservices ersetzt und gekürzt wo es geht, damit der Dienst profitabel ist. Weil das eben die Vorraussetzung war, dass man den Dienst weiter anbieten kann.
Was ist euch denn lieber? Ein teures Evernote/Komoot/... mit weniger Features? Oder gar kein Evernote?
Ich verstehe es manchmal nicht. Nochmal zum Mitschreiben, das ist kein Google/Apple/Startup. Die finanzieren ihre Services aus eigener Tasche, schon immer. Und es funktioniert, sonst wären sie ja nicht mehr da.
Das ist aber der Gag bei Komoot - wenn man den veröffentlichten Zahlen glauben kann, dann lief es gar nicht so verkehrt. Die waren ja nach diversen Veröffentlichungen nicht tief in der Verlustphase, hatten eine höher zweistellige Millionenanzahl an Usern und haben mit diesen auch Umsatz gemacht.
Und es gibt auch einen Unterschied zwischen "Gewinne erhöhen, damit die Firma überlebt" und diesem wilden Ausquetschen einer Userbasis und dem Fallenlassen des Produktes wenn die Firma dann ausgequetscht ist, wie Bending Spoons es betreibt. Die haben ihren Ruf zurecht
Finde es auch seltsam, den Verkauf der Firma einer Schließung gegenüberzustellen. Dazwischen gibt es ja noch einigen Spielraum. Die Streichung von (kostenlosen) Features könnte beispielsweise auch ohne Verkauf umgesetzt werden.
Wobei in Softwareprodukten die Kosten ja eher in der Entwicklung von Features liegen. Die Maintanence ist ja dann verglichen überschaubar. Aber ja, Komoot hätte sicherlich auch selber sparen können. Vielleicht fehlte ihnen da das Knowhow? Das wurde im Artikel ja auch angedeutet.
Möglich, dass Knowhow fehlt. Aber auch daraus lässt sich keine Schließung ableiten, wenn nicht verkauft wird.
Die Aussage ist ja, dass Komoot expandieren will. Dafür brauchen Sie Kapital und KnowHow. Beides hat Bending Spoons. Ich verstehe nicht ganz, warum hier alle auf Bending Spoons herumhacken. Letztendlich will Komoot ja was von denen und nicht andersherum.
Evernote, als größtes Produkt, dass sie haben, WAR nicht profitabel. Es war ein mit VC Geldern hochgezüchteter Service, der möglichst viele Nutzer catchen sollte. Nach dem Kauf wurden Leute entlassen und die Preise erhöht. So viel wissen wir. Scheinbar gibt es immer noch genügend Nutzer, die die absurd teuren 8€ pro Monat für die Software zahlen.
Ich glaube wir haben uns einfach eine Freemium Mentalität angewöhnt. Software ist nun mal teuer, weil Entwickler teuer sind. Ich verstehe nicht, wo der Glauben herkommt, dass so eine riesige Anwendung wie Komoot gratis nutzbar sein soll? Und gleichzeitig sollen 60+ Entwickler bezahlt werden. Wie soll das denn gehen?
Auf der anderen Seite glauben Softwareanbieter den Nutzer nur noch Abomodelle anbieten zu können. Wobei ich eher den Eindruck habe Entwickler und Nutzer driften einfach auseinander.
Ich sehe auch nicht, dass hier nur die kostenlose Nutzung gefordert wird. Ich sehe hier eher die Sorge um das Produkt an sich. Die Radikalkuren bei solchen Übernahmen enden nicht selten in einer Verschlechterung des ursprünglichen Service, während andere "Nebenprodukte" der neuen Eigentümer teils unnötig implementiert werden. Und durch Massenentlassungen gehen nicht selten Mitarbeiter verloren, die die Ursprünglichen Funktionen selbst zu schätzen wussten, weshalb u.U. der Blick fürs Detail verloren geht. Damit lässt sich dann vermutlich besser verdienen, für gewisse Nutzerkreise kann es eine Verschlechterung bedeuten. Und bei Komoot dürfte noch der Aspekt hinzukommen, dass die Nutzer durch ihre Touren und Empfehlungen auch einen wesentlichen Anteil des Service beisteuern. Bei solchen communitiy-fokusierten Diensten sind die Nutzer nicht nur Ballast.
Wir reden hier von Bending Spoons. Bei jedem anderen Investor würde ich dir ja zustimmen, aber die sind halt eine Heuschrecke mit entsprechendem Geschäftsmodell.