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this post was submitted on 07 Sep 2023
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MODERATORS
Sehr heißes Nimm: Ein Land, in dem du gezwungen werden kannst, in einem Krieg zu kämpfen, ist kein freies Land.
Gut, das gleiche Argument könnte man aber auch über Steuerzahlungen machen. Ist also eher die Frage, ob es überhaupt ein bedeutungsvolles Nimm ist und ob es für ein "freies Land" festmachbare Grenzen gibt oder ob hier nur uneinlösbare Utopien verhandelt werden.
Steuerzahlungen bringen niemanden um, Steuerzahlungen berauben dich nicht deiner Freiheit dahin zu gehen, wo du willst. Also nicht das gleiche Argument.
Und Idealziele als "uneinlösbare Utopien" abzutun führt meiner Meinung nach nur dazu, dass weniger oder gleich gar nichts gemacht wird, um dorthin zu kommen.
Uneinlösbar ist es schon deshalb, weil es so etwas wie absolute Freiheit überhaupt nicht gibt und reale Freiheit zwangsläufig eine relative ist. Also müssen wir so oder so darüber diskutieren, wo die sinnvollen Grenzen liegen. (Mal abgesehen davon, dass ich sowieso nicht in einem möglichst freien Land, sondern in einem Land, in dem alle möglichst gut leben können, leben möchte. Wovon Freiheit natürlich ein Kernelement ist, aber halt nicht das einzige. Von daher interessiert es mich eigentlich auch gar nicht zu versuchen, die Utopie eines "freien Landes" zu erreichen)
Und Steuerzahlungen bringen niemanden um. Das Ausbleiben von Steuerzahlungen aber auch nicht (direkt). Das Zwangseinziehen von Soldaten bringt zwangsläufig Leute um. Das Nicht-Einziehen aber halt auch (in diesem Fall). Und dann tendenziell eher die Schwächeren und Verwundbareren.
Wenn wir hier also irgendeinen Freiheitsbegriff ansetzen wollen, der tatsächlich etwas bedeutet, müssen wir auch zwangsläufig Freiheiten abwägen. Die Konsequenz dessen kann natürlich immer noch sein, dass Zwangsrekrutierung falsch und scheiße ist (sehe ich tendenziell auch eher so). Aber so eine Abwägung lässt sich halt mMn auch nicht mit einfachen Platitüden über freie Länder abkanzeln.
Sage ich irgendwo, dass mein Ziel ein "freies Land" wäre? Ich will doch nur sagen, dass ich diese Bezeichnung im Wurzelkommentar sehr pronlematisch finde. Ich habe die Platitüde über das freie Land nicht ins Spiel gebracht, sondern gesagt, dass es eben keine "freien Länder" sind.
Das mit den Utopien war nicht auf dieses Thema gerichtet. Ich finde es generell falsch Ziele, Wünsche oder Ideale als "uneinlösbar", unmögch oder utopisch abzukanzeln, eben weil es mMn die Arbeit in die Rictung verringert. Ich wünsche mir da eher ein "villeicht klappt es kcht vollständig, aber versuchen sollten es wir". "Klappt eh nicht" wird mir zu oft benutzt um einfach gar nichts zu tun.
Während ich mich bei den anderen Punkten grundsätzlich auf deiner Seite fühle, finde ich das hier sehr mager. Erstmal war auch ein wichtiger Punkt, dass die Pflicht zur Steuerzahlung dir nicht die Freiheit der Freizügigkeit raubt (nebenbei bemerkt auch andere, sehr wichtige Freiheiten, wie die Freiheit zur persönlichen Entfaltung und andere).
Dann ist die Argumentation bzw die Stärke der Mittelbarkeit in den beiden Teilen sehr unterschiedlich. Das Ausbleiben tötet nicht (direkt)? Nichteinziehen tötet auch nicht (direkt). Oder wie tötet das nichteinziehen von Menschen (direkt)?
Die grobe Logik für den Fall der Ukraine ist, dass je weniger Soldaten die Ukraine hat, desto weniger Gebiet kann verteidigt oder zurückgewonnen werden und desto mehr Zivilisten sind der brutalen russischen Okkupation ausgesetzt, einschließlich Folter, Mord etc. Die Freiheitsberaubung durch den Zwangseinzug ist sehr groß, der Freiheitsverlust an anderer Stelle, sollten diese nicht eingezogen werden auch.
Und ich würde jetzt einmal behaupten, dass zumindest im Allgemeinen schwerere Freiheitsberaubungen, Einschränkungen, Opfer rechtfertigbarer oder sogar notwendiger sind je schwerwiegender die Bedrohung/Freiheitsverletzung beim Ausbleiben dieser Akte sind. Deswegen ist es vor dem Hintergrund der Klimakrise ja auch vertretbar und sogar sinnvoll über ein Ende des privaten motorisierten Individualverkehrs nachzudenken.
Da stellt sich mir die Frage, ob moderne Armeen wirklich so stark über das Masse statt Klasse Argument funktionieren. Ist ein unfreiwillig Eingezogener ohne vorherige Ausbildung eine große Hilfe an der Front? Ich würde sagen, dass das eher sogar Sicherheitsrisiken sind.
Ich gehe mal davon aus, dass die ukrainische Regierung das macht, weil sie sich einen Nutzen davon verspricht und habe den Eindruck, dass die militärische Führung kompetent genug ist, um einschätzen zu können, ob es ihr helfen oder schaden würde. Mit Sicherheit beantworten kann ich die Frage als Nicht-Experte aber nicht. Kann also schon sein, dass meine grobe Logik hier nicht ganz aufgeht.
Aber ein Ende des privaten motorisierten Individualverkehrs schränkt das Recht auf Freizügigkeit nicht ein. Das verbietet dir ja nicht dahin zu gehen, wo du willst.
"desto weniger Gebiet kann verteidigt oder zurückgewonnen"
Verteidigen oder zurückgewinnen sind zwei verschiedene Sachen. Verteidigen verbraucht in der Regel wesentlich weniger Menschenmaterial als zurückgewinnen.
"desto mehr Zivilisten sind der brutalen russischen Okkupation ausgesetzt, einschließlich Folter, Mord etc. "
Was ich bei Verteidigung noch verstehe, beim zurückgewinnen befürchte ich, dass auch von der ukrainischen Armee (wie von jeder Armee im Krieg jemals) Greul verübt werden.
Und dann ist da noch ein anderer Elefant im Raum. Mit dieser utilitaristischen Argumentationsweise kann mensch auch ganz andere Sachen rechtfertigen. Da ist jemand, der dringend eine Niere braucht, sonst stirbt, und du hast zwei funktionierende? Zwangstransplatation! Immerhin ein relativ ungefährlicher Eingriff für dich (oder in dich), die Chance an der Front zu sterben ist um Magnituden höher. Und der Empfänger würde sonst sterben ¯_(ツ)_/¯
Habe ich auch nicht behauptet.
Man kann mit einer utilitaristischen Argumentationsweise alles mögliche rechtfertigen. Was man mit dieser utilitariatischen Argumentationsweise rechtfertigen kann, kannst du gar nicht festlegen, weil du gar keine Ahnung hast wie genau ich Nutzen definiert und gewichtet habe. Das zu tun war aber auch überhaupt nicht mein Anliegen hier.
Darüber hinaus würde mich aber eimal interessieren, wie - solltest du die Ansicht, dass es keine absolute Freiheit gibt und man bei Fragen der Freiheit immer verschiedene Indovidualfreiheiten gegeneinander abwägen muss, teilen - du meinst, dass sich überhaupt über die Legitimät irgendeiner bestimmten Freiheit argumentieren lässt, ohne dass die Argumentation zwangsläufig utilitaristische Züge hat oder sich als solche interpretieren lässt.
Noch heißer: Ein Land, in dem du durch Gesetze eingeschränkt wirst, ist kein Freies Land.
Noch heißer: Freiheit oder Unfreiheit sind keine binären Zustände.
Deswegen ist der Begriff "freies Land" auch so falsch.
Nur, wenn man den Begriff bewusst falsch versteht. Es gibt ja auch "große Menschen", auch wenn Körpergröße sicherlich nicht binär ist.
Dass man keinen trennscharfen, absolut wasserdichten Cutoff definieren kann heißt nicht, dass die gesamte Unterscheidung gegenstandslos ist.
Dann hilf mir, den Begriff richtig zu verstehen. Absichtlich mache ich das nämlich nicht. Für mich ist das nur eine Worthülse ohne echte Bedeutung...
Ich mein, das ist etwas dünn formuliert. Das Gesetz, dass man nicht morden darf schränkt mich technisch gesehen ein, aber das ist auch gut so.
Nicht stehlen, nicht töten, nicht mit 200 Sachen durchs Dorf, nichts darf man hier.
Du wirst durch die Gesetze soweit eingeschränkt, dass du die Freiheit der anderen nicht einschränken darfst. Zumindest ist das der Plan. Somit stehen die Gesetze nicht der Freiheit im Weg, sondern garantieren sie sogar.